Der bestechliche Richter, der Praktikant und der falsch kommandierende Ankläger bilden das neue Schützengericht
Keine Milde und kein Erbarmen beim Schützengericht der Herzberger Schützengesellschaft
“Ich habe keinen Hehl daraus gemacht, dass ich bestechlich bin. Stimmt die Summe bin ich bereit.” So eröffnet der Ehrenvorsitzende Sause seine Rede beim Schützengericht 2024, die er im letzten Jahr noch mit “Ich glaube ich möchte auch gerne einmal auf der anderen Seite stehen und verabschiede mich nach Jahrzehnten” beendete. In diesen fast 12 Monaten kam es selten zu Bestechungsversuchen aus dem Kreise der Schützengesellschaft aber letztlich fand sich ein Spender, der für die Fortsetzung des Richteramts von Rainer Sause einen Geldbetrag an die Herzberger Schützengesellschaft spendete.
Neben den Mitgliedern der Schützengesellschaft begrüßte Rainer Sause Gäste aus der Politik, der regionalen Wirtschaft, den Kirchen, der Banken und Sparkassen und des Öffentlichen Lebens. Ein besonderes Willkommen galt auch dem Neuen Berghornisten Corps aus Clausthal-Zellerfeld, das die Veranstaltung mit zünftiger Blasmusik unter viel Beifall begleitete. Für die zwischenzeitlichen Durchsagen für eingehende Spenden gab es jedes Mal viel Beifall und ein Dreifaches „Gut Schuss!“.
Der Landrat Marcel Riethig überbrachte Grußworte und bedankte sich bei den Herzberger Schützen für das erneut größte Schützenfest im Landkreis Göttingen. Der Bürgermeister Christopher Wagner meldete sich nach langer Abwesenheit zurück und bedankte sich ebenfalls im Namen aller Herzberger Bürger für das erneut gelungene Schützenfest.
Nach dem Vorgeplänkel ging Rinter Sause dann zur Sache. Zunächst laß Sause die überarabeitete und sehr fragwürdige Geschäftsordnung vor, nach der die Angeklagten weder Beifall noch Freispruchsbekundungen erhalten dürfen und jegliche Sympathie für die Angeklagten nicht zulässig wäre.
Anschließend ging Sause auf die unsinnige Änderung der Umzugsroute durch die Behörden, die bis Donnerstag vor Pfingsten noch mit der Route einverstanden waren. Das Überqueren der B 243 aus der Hauptstraße über die B 243 in die Von Einem-Straße wurde uns aus Sicherheitsbedenken untersagt. So mussten wir, seit Bestehen der Gesellschaft, erstmal vom Markt über die Sieberstraße bis zur Kreuzung der B 243 marschieren. Dort links abbiegen und nach einigen Metern in die Von-Einem-Straße einbiegen. Streitpunkt war die Öffnung zweier Absperrbaken am Eingang der Hauptstraße.
Als nächste wurde der Praktikant vorgestellt, Junggesellenhauptmann Eike Jan Picht soll kostenlos und erbarmungslos gegen die Verutelten vorgehen. Picht stellte zunächst ein Mindmap vor, in dem die Verbindungen der einzelnen Amtsträger, Schützen und Offiziere aufgezeichnet wurden – wie ein Mafia-Organigram des FBI auf zwei Meter Länge.
Die fragwürdigen Fälle in der Zusammenfassung:
Schützenkönig Michael Schall und Junggesellenbestemann Robert Masendorf gehen beim Antreten mit ihren Begleitern in die falsche Richtung und müssen hierfür 12.000 Schützentaler zahlen.
Ulrich Adler und Mathias Melzer vergessen ihren Hut beim Gebet am Ehrenmal abzunehmen
die Schützenkönigin Michaela Jablonski schläft mit geschlossenen Augen beim Gebet. Alle drei müssen auch nach mehreren Versuchen der Verteidigung 15.000 Schützentaler Strafe zahlen.
Die Begleiterin der Majestäten trugen im Kinderumzug die Lederhosen des neuen Berghornisten Corps und wurden zu 12.000 Schützentaler veruteilt.
Der Bürgermeister Christopher Wagner versäumt es während seiner Abwesenheit für eine Vertretung bei der Jahreshauptversammlung der Schützengesellschaft zu sorgen und wird zu 10.000 Schützentaler verurteilt.
Hauptmann und Staatsanwalt Andreas Menge vergisst das “Links um” und ignoriert die Nachfragen mit knapper Antwort: “Habe ich gesagt, habt ihr nicht gehört, es geht los.” Für dieses Fehlverhalten des erfahrenen Offiziers kannte der Richter keine Gnade und verteilte ihn zu 1.000 Schützentaler, die Sause selbst übernahm.
Junggesellenleutnant Hendrik Picht brachte am Pfingstmontag, an dem er das Kommando hatte, ebenfalls die Richtungen durcheinander und seine Befehle kamen für Sause auch viel zu schnell. Hierfür musste er 15.000 Schützentaler zahlen.
Die großzügigen Spender:
Fachklinik für Orthopädie und Schmerztherapie Dr. Muschinsky Bad Lauterberg
Sparkasse Osterode am Harz
Volksbank im Harz e.G.
Hinrich Bangemann
Hans-Jürgen Gückel
Stadt Herzberg, Bürgermeister Christopher Wagner
Schützenkönig Michael Schall
Thomas Philippi Herzberg am Harz, Olivier Kutscher
Ex-Bürgermeister Lutz Peters
Landrat Marcel Riethig
Schierker Feuerstein, Walter Möller
Mit einem dreifachen „Gut Schuß!“ auf das deutsche Schützenwesen und die Herzberger Schützengesellschaft schloss Richter Sause die Veranstaltung und erhielt hierfür sehr viel Applaus.
Fotoserien
Schützengericht 2024 (FR, 24. Mai 2024)
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